Deutschlands „Einheit“

Mit Unverständnis haben wir die Meldungen von den Wahlergebnissen in den neuen Bundesländern wahrgenommen. Und vielleicht auch mit ein bisschen Wut im Bauch. Seit 27 Jahren zahlen wir den Soli. Viele ostdeutsche Innenstädte sehen aus wie kleine Schmuckkästchen. Die Straßen dort sind inzwischen besser als im Westen. Woher kommt es, dass so viele unzufrieden sind und die AfD wählen?

In unzähligen Talkshows versucht man das Thema aufzuarbeiten. Die immer wiederkehrende Feststellung ist: „Die Menschen in den neuen Bundesländern fühlen sich überrannt und übervorteilt durch den kapitalistischen Westen.“
Und es stimmt ja auch, dass nach der Wende Investoren ins Land schwärmten, alte unrentable Betriebe zumachten und neue Firmen gründeten mit weniger Arbeitsplätzen mit Profit, der außer Landes ging.

Der DDR Bürger war es gewohnt einen Arbeitsplatz zu haben, egal wie die wirtschaftliche Situation des Betriebes aussah. Es gab keine Arbeitslose. Jeder hatte seinen Platz in der Gesellschaft, auch wenn er auf viele freiheitliche Rechte verzichten und immer der Aufsicht der Stasi gewärtig sein musste. Mit der Arbeitslosigkeit nach der Wende erlebten viele einen Schock. Auf einmal wurden sie nicht mehr gebraucht.
Sie beobachteten, wie westliche Firmen das Land mit Supermärkten zupflasterten und sich wirtschaftliche Vorteile verschafften.
Sie fühlten sich abgehängt. Vor allem die über 50 Jährigen hatten kaum Chancen in dieser neuen Arbeitswelt einen Platz zu finden. Die jungen Leute strebten meistens nach Westen.
Als Folge des Gefühls, keinen Platz mehr in der Gesellschaft zu haben, wuchs das Misstrauen in Veränderungen.
Die Ankunft der Flüchtlinge und die Unerfahrenheit mit Fremden bereitete den Boden für die Politiker der AfD und Pegida.
Die Kirchen und engagierte Ehrenamtliche versuchen gegenzusteuern. Aber damit bringen sie sich selber oft in Gefahr.
Man kann die Uhr nicht zurück drehen. Die Fehler, die nach der Wende gemacht wurden, sind nun mal passiert.
Es wird eine schwierige Aufgabe, für eine bessere deutsche „Einheit“ zu sorgen!


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