Verdienter Sieg der Spanier gegen Schland im Halbfinale

Verdienter Sieg der Spanier gegen Schland im Halbfinale

Ich hatte gestern Platzfreihaltedienst an einem der begehrten Public Viewing Plätze rund um den Englischen Garten in München. Ab 16.00 h nachmittags saß ich also wie eine Löwin an meinem ausgesuchten Tisch, die Leute nahmen’s mit Fassung. Um 19.00 h kamen dann die anderen Tischler und er konnte losgehen, der vermeintlich sichere Sieg mit der gewohnten Zahl Vier für Schland.

Ein Counddown wurde in den Fernsehern und auf den Leinwänden runtergezählt bis zum Beginn des Spiels. Die Reporter Delling und Netzer fachsimpelten rum, zu verstehen war das bei der Menschenmenge und dem Geräuschpegel nicht. Die Leute, zigtausend, waren dermaßen gut druff, wir waren zu dem Zeitpunkt noch, kurz vor dem Spiel, der gefühlte Weltmeister.

Aber dann kam alles anders. Die irrsinnig dicht und gut aufgestellten Spanier ließen der deutschen Nationalelf nicht den Hauch einer Chance, ihr gewohntes Spiel zu spielen. Die Schländer spielten plötzlich ängstlich, die Nerven lagen blank. Sie spielten gehetzt und es stand ihnen die Angst vor dem Aus ins Gesicht und in die Beine geschrieben. Etliche Ballverluste, keine Idee  für einen spaniengerechten Strategiewechsel und ein Laufpensum eines jeden einzelnen Spielers ließen die Hoffnungen sinken. Bereits in den ersten Minuten wurde klar, Spanien ist eindeutig die bessere Mannschaft.

Dann nochmal die Hoffnung, als Deutschland das 0 : 0 in die Pause retten konnte. Sollte Jogi Löw die Taktik ändern? Kommen da jetzt ganz andere aus der Kabine? Mit Wut im Bauch und mutig nach vorne spielend, wie in den Spielen zuvor? Immerhin gaben Wissenschaftler Entwarnung: Die Vorhersage des Oberhausener Tintenfischs und Orakels Paul sollte mit äußerster Vorsicht aufgenommen werden, denn Paul folge nur seinem Fresstrieb. Die Krake versteht also nichts von Fußball.

Leider doch!

Das 1:0 für Spanien lag seit Spielbeginn in der Luft, die Deutschen konnten gegen Spanien nur reagieren und nicht agieren. Spanien ist eine Fußballweltmacht, das hat sie gestern abend eindrucksvoll bewiesen. Ein grandioses Spiel lieferten sie ab und es gab keine Sekunde, in der man das Gefühl hatte, das Spiel könnte sich drehen. In der 73. Minute dann der verhängnisvolle Kopfball nach Ecke des spanischen Abwehrspielers Carles Puyol und TOOOOOOOOR.

Das ist wirklich schade für diese Supermannschaft von Jogi Löw, sie hätten es verdient, weiter zu kommen, und sie haben auch gestern sehr sehr gut gespielt, der Gegner ließ es nicht zu, dass die Deutschen ihre Stärken ausspielen konnten. Die Spanier hatten ihre Hausaufgaben offensichtlich gut gemacht, denn sie wussten irgendwie immer schon vorher, was die Deutschen vorhatten und konnten jeden Konter noch in der eigenen Spielhälfte einfangen. Bis auf wenige, es war sogar eine Torchance vorhanden, aber mit Angst gehen solche Bälle dann halt nicht rein.

Nach dem Schlusspfiff sanken die deutschen Spieler, die in Schweinsteiger wieder ihren Antreiber hatten traurig zu Boden. Puyol tröstete Schweinsteiger, aber den Deutschen war bei aller Enttäuschung anzumerken, dass sie an diesem Tag an einer Mannschaft gescheitert waren, die besser Fußball spielen konnte als sie selbst.

Die spanische Nationalmannschaft  trainiert seit 3 Jahren eng zusammen. Die Deutschen wurden 60 Tage vor Turnierbeginn zusammengewürfelt, die Bayern kamen wegen des Champions League Finale noch später. Aber das herausragende Team von Jogi Löw steht hoffentlich und Jogi bleibt hoffentlich. Denn wenn diese Jungs mehr Trainingseinheiten bis zur nächsten Großchance Europameisterschaft haben, sehe ich keinen Grund, auch nur ein bißchen an ihnen zu zweifeln.

Das Spiel um Platz 3 wird wehmütig, aber sie sollten mit stolzer Brust diesen Sieg nachhause holen. Schämen muss sich in dieser Mannschaft wirklich niemand. Die Deutschen haben uns während der gesamten WM ein Fußballkönnen und eine Freude am Fußballspielen gezeigt, die es in dieser Form nie zuvor gegeben hat. Das Spiel um Platz 3 am Samstag wird kommentiert von Günter Netzer und Gerhard Delling, das ist doch auch was, oder?


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