Ein Präsident des Volkes tritt ab, Horst Köhler hatte sich nicht einzumischen

Ein Präsident des Volkes tritt ab, Horst Köhler hatte sich nicht einzumischen

Schon zu politisch sozialdemokratischen Zeiten 2004 bahnte sich mit der Ernennung von Horst Köhler zum Bundespräsidenten, dem Wunschkandidaten von Angela Merkel und Guido Westerwelle, der Machtwechsel in der Politik, hin zu schwarz gelb, an. Köhler, ein Quereinsteiger in die Politik, ein begnadeter Ökonom, der Wirtschaft quasi inhalierte und mehr davon verstand, als viele Regierungsmitglieder zusammen, z.B. als Wegbereiter des Maastricher Vertrags, mit dem der Euro entstand, sollte unkompliziert, unsichtbar und pflegeleicht im Hintergrund agieren, denn seine Ansichten, eine Ära der Veränderungen, der Reformen, der Bewegung einzuläuten, teilten CDU/CSU und FDP. Köhler sollte wie einst Heinemann den Politikwechsel symbolisieren. Er hatte vor seiner Wahl zum Bundespräsidenten zwar nie ein politisches Mandat, doch war diese Wahl von Köhler wie einst die von Gustav Heinemann eine höchstpolitische Angelegenheit.

Immerhin war Köhler, selbst CDU-Wähler, Finanzstaatssekretär, Präsident der Sparkassen und zuletzt Chef des Weltwährungsfonds in Washington. Auf der politischen Bühne gab es nämlich außer dem Herrn Schäuble damals keinen gleichsweise qualifizierten Wirtschaftswissenden. Schäuble bekommt jetzt vielleicht seine 2. Chance, denn damals, 2004,  warb Frau Merkel zwar für Herrn Schäuble, hatte aber schon längst Herrn Köhler im Hintergrund als „ihren“ Bundespräsidenten erkoren.

Köhler fing richtig gut an, hatte richtig gute Ideen und Meinungen, ist immer seinem Standpunkt treu geblieben, aber die Landschaft um ihn herum veränderte sich. Plötzlich regierte Merkel mit der SPD, die von Reformen nichts wissen wollte und Köhler blieb mit seinen Reformen ohne Land und ohne Rückhalt stecken. Die Ehe CDU und SPD wurde ja sehr harmonisch geführt, so harmonisch, dass Bürger gar nicht mehr wusste, was denn nun eigentlich das Programm dieser schwarz roten Regierung sei.

Köhler versuchte immer wieder, die dringend notwendigen Veränderungen in die Politik ein- und voranzubringen, mahnte vor riesigen virtuellen Spekulationsschäden, nahm vor keinem Lobbyisten ein Blatt vor den Mund und musste mehr und mehr dabei zusehen, wie all seine brillianten Anstöße und genialen Schachzüge nicht mehr beachtet wurden von der politischen Elite. Die hörten ihm zwar brav zu, aber mehr auch nicht. Seine Wiederwahl in 2009 war bereits umstritten, aber der Köhler ist ja harmlos …

Dass die Plattform für Herrn Köhler kleiner und kleiner wurde, dass er selbst aus den eigenen Reihen so gar kein Feedback mehr bekam, dass die Themen, mit denen er sich mehr und mehr beschäftigte, Randerscheinungen zu sein schienen, dass man ihn quasi nicht mehr zur Kenntnis nahm, das machte aus Herrn Köhler letztendlich doch einen anderen, obwohl er bei seinem Amtsantritt 2004 noch versicherte, er, Köhler, werde immer Köhler bleiben. Unbequem, pragmatisch, wirtschaftlich denkend, vorausschauend, optimistisch, volksnah etc. etc.

Schade, dass dieses einzigartige große Wissen so im Sande verlaufen muss.

Horst Köhler hat einen Weg gesucht, um aus diesem Dilemma einigermaßen glimpflich herauszukommen, da kam dieses von den Medien zerrissene und aus dem Zusammenhang gerissen zitierte Interview gerade recht. Denn das, was Köhler gesagt hat, war im Zusammenhang nicht so schlecht, dass er sich falsch ausgedrückt  hat, ist  jedem klar, aber ein Grund für diese Hetzaktion und Schuldzuweisungen war das nicht. Und siehe da, keiner stellt das richtig, alle preschen wie Herdenvieh in die gleiche Richtung, keiner denkt nach. Gerade in dieser Zeit mit den vielen Baustellen in Wirtschaft und Weltklima und Finanzen ist der Rücktritt eine Katastrophe und es gab ja schon einmal nach einem Rücktritt (aus Krankheitsgründen) den Wechsel in der Politik. Das ist das, was jetzt der amtierenden Regierung droht. Man sollte auch in der Politik wissen, wer loyal ist und wer nicht. Menschen irren!

Dieser Abgang mag wie der einer beleidigten Leberwurst erscheinen, aber als Bundespräsident unter diesen Bedingungen, in denen keiner weiß, wie es weitergehen soll, zu agieren, ist nicht machbar. Köhler, ein Mann für den Ehre und Moral tatsächlich und ohne Wahlkampfhintergedanken von größter Priorität und von höchstem Wert waren und sind, trotzt der moralisch immer fragwürdiger und undurchsichtig werdenden Politik. Er zeigt mit dem Finger auf die Wunde und hält nichts von Tuscheleien und Unwahrheiten, schon gar nicht gegen das Volk, das am Ende immer der Leidtragende aller politischen (Fehl)entscheidungen ist. In der freien Wirtschatft gilt das Wort Team halt mehr als in der Politik.

Wer schafft es endlich, dass die Bürger transparent und übersichtlich auf dem Laufenden gehalten werden und nicht für dumm verkauft werden? Die nächsten Milliarden werden fließen und niemand fragt uns.

Bin gespannt, wer da am 30.06.2010 zum Nachfolger Köhlers gewählt wird. Bis zu diesem Termin muss der vollkommen überrumpelte und dezent agierende Bürgermeister der Hansestadt Bremen, Herr Böhrnsen ran.


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