Fasching auf dem Land

Jeder Landkreis hat irgendwo eine kleine Gemeinde, die sich beim Fasching enorm ins Zeug legt und einen Faschingsumzug organisiert.
Da wird das ganze Jahr über geplant und gebastelt. Die Prinzengarde übt akrobatische Tänze ein, das Prinzenpaar muss gekürt werden und beide müssen ihre Rolle einstudieren.
Dann kommt der große Tag: riesige Zugmaschinen ziehen riesige, 4 bis 5 Meter hohe Faschingswagen. Hoch oben sitzen junge Leute, winken, werfen Süßigkeiten und Popcorn (in Tüten), trinken und rauchen.
Die Zuschauer am Straßenrand müssen ihre Hälse recken, um hinauf schauen zu können und sie bekommen Musik mit enormer Lautstärke serviert.
Die Festwagen sind mit Werbung der örtlichen Firmen beklebt, die sicher auch finanzielle und handwerkliche Unterstützung geleistet haben.
Dankbar waren alle Gruppen in diesem Jahr für den amerikanischen Präsidenten, der viel Stoff für Karikaturen bot. Kein Umzug, der nicht auf den politischen Elefanten im Porzellanladen angespielt hätte. Mexikaner auf einem Wagen stellen die Forderung auf: keine Mauer.
Auch die Probleme der Milchbauern waren ein Thema.Duschen mit Milch sei billiger als mit Wasser, wurde da behauptet.
So manches Dorf auf dem Land hat noch keinen Internet Anschluss. Darum zog eine Gruppe mit einem selbst gebauten Funkturm im Umzug mit.- Auch fehlende Radwege als Verbindung vom Dorf zu den Einkaufszentren war immer wieder Thema.

Aber wenn man sich die überdimensionierten Wagen anschaut, fragt man sich, ob das alles nicht ein bisschen kleiner geht. Wo sind die Zeiten, als kleine Gruppen mit Leiterwagen und originellen Kostümen die Lokalpolitik aufs Korn nahmen und genau so viele Zuschauer anlockten.
Es geht uns zu gut! Es muss alles riesig sein, antworten die meisten Zuschauer.


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