Habemus Papam Franziskus I.

Habemus Papam Franziskus I.

Mittwoch, 13.03.2013 (für Abergläubige ein schwieriges Datum), um 19.05 war er da, der ersehnte weiße Rauch, ein neuer Papst war gewählt. Jorge Mario Bergoglio aus Argentinien, der erste Jesuit  und ein Kämpfer für die Armen, wurde für viele überraschend schnell und überhaupt als Person überraschend zum neuen Kirchenoberhaupt und Vertreter Christi auf Erden gewählt. Er wird unbequem sein, das war eine der ersten Aussagen vieler Vatikankenner und -insider. Zurückhaltend und offensichtlich voller Demut stellte er sich kurz dem Volke vor, betete das Vaterunser für Benedikt XVI. und erteilte den Segen. Erst danach legt er die Mozetta an, den Schulterkragen mit den Bildern von Peter und Paul. Mit den Worten „Gute Nacht und auf Wiedersehen“ verabschiedete er sich, Vorhang zu, Spektakel beendet.

Der neue Papst Franziskus I. ist Sohn aus Italien eingewanderter Eltern. Italien darf sich also auch ein wenig als Papst fühlen. Für meine Begriffe ist aber auch dieser Jorge Mario Bergoglio mit 76 Jahren möglicherweise zu alt, um die Bürde und das Amt, das gerade in letzter Zeit und immer mehr in Skandale verwickelt ist, mit der nötigen Kraft auszuüben.

Wie seine Vorgänger ist Franziskus I. hoch gebildet, nach Abschlüssen in Chemie, Philosophie und Theologie trat er noch während seiner Studien in den Jesuitenorden ein und ließ sich 1969 zum Priester weihen. Papst Johannes Paul II erhob ihn 1992 zum  Weihbischof von Buenos Aires, 1998 zum Erzbischof und 2001 zum Kardinal.

Der Name Franziskus, den er sich gegeben hat, ist programmatischer Bestandteil seines Handelns. Jorge Mario Bergoglio wohnte in einer kleinen Wohnung und bevorzugte die öffentlichen Verkehrsmittel, er zog Bescheidenheit vor. Er hat die ihm zustehenden Annehmlichkeiten wie Chauffeur oder komfortables Wohnen in einem bischöflichen Anwesen stets abgelehnt, man sagt ihm nach, dass er sogar ein guter Koch sei, da er sein Essen für sich selbst zubereitete. Ein Mann von der Straße für die Straße, mittendrin und glaubwürdig, wie damals der heilige Franz von Assisi. 

2005 stand Bergoglio bei der Papstwahl übrigens direkt hinter Kardinal Ratzinger an zweiter Stelle, damals verhinderten die ultrakonservativen Lager seine Wahl, um dem traditionell eingestellten Deutschen die Zwei Drittel Mehrheit zu verschaffen. Jetzt also war es soweit, 2013 stand der Wahl des ersten Papstes aus Lateinamerika nichts mehr im Wege. Franziskus I. ist gesundheitlich angeschlagen, auch deswegen wird er als eine Art Interims-Papst gesehen. Mit dem Rücktritt von Benedikt XVI. wurde einem neuen Kapitel in der Geschichte der katholischen Kirche der Weg bereitet. Päpste treten als Chef zurück, die Kardinäle, quasi Aktionäre der katholischen Kirchen AG, wählen Nachfolger. Warum nicht für einige wenige Jahre einen unbequemen Reformer vom anderen Ende der Welt, der zwar wie sein Vorgänger höchst marode Ansichten zu Verhütung, Homosexualität und Abtreibung hat, der sich aber für soziale Brennpunkte interessiert und „moderne“ Ansichten zumindest toleriert, in dem er sie immerhin respektiert.

 

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