Pferdefleischskandal mit grotesken Vorschlägen

Pferdefleischskandal mit grotesken Vorschlägen

Nein, Sie haben sich nicht verhört, als ein CDU-Politiker dafür warb, die aus dem Verkauf genommenen Produkte neu zu deklarieren und an Hilfsorganisationen, Armenspeisungen etc. zu verteilen. Was dem steuern-zahlenden Verbraucher nicht zuzumuten ist, müsse doch für hungernde Menschen unter uns gut genug sein. Ach du lieber Himmel.

Natürlich bin auch ich der Meinung, dass ein obligatorisches Wegwerfen von Lebensmitteln aufgrund einer nicht deklarierten Zutat kaum erträglich zu sein scheint im Hinblick auf den Hunger in dieser Welt. Aber bevor nicht alle Zutaten in den Tiefkühl- und anderen Fertigprodukten genauestens auf Medikamentenrückstände und mögliche gesundheitliche Risiken überhaupt geprüft wurden, mit diesem Vorschlag zu kommen, da fällt mir nichts mehr ein. Quod non licet Iovi, licet Bovi????

Bisher ist es noch nicht einmal gelungen, und es ist fraglich, ob es je gelingt, die unglaublichen Transport-Irrwege des Pferdefleisches zu erkunden, bisher wurde nicht ausgeschlossen, ob außer Pferdefleisch möglicherweise noch ganz andere Dinge sich in den Mogelpackungen der Nahrungsmittelindustrie befinden. Das einzige, was aber mal wieder als gegeben zu sein scheint ist, dass es sich – wie immer halt – um osteuropäische Machenschaften handeln müsse. Rumänien, ganz klar! Und damit geben sich die Bürger gerne zufrieden. Verdacht abgewendet, fertig.

Doch so einfach ist es nicht. Die Nahrungsmittelindustrie ist eine mächtige Lobby, ähnlich der Pharmaindustrie. Und wer glaubt, dass sich z.B. die Rumänen es ausgedacht haben, einfach mal ihr Pferdefleisch als Rindfleisch zu deklarieren, der ist blauäugig und nicht objektiv. Die Vorgaben in Schlachtbetrieben werden von anderen gemacht, von solchen, die nicht einmal wissen, wie, wo, was geschlachtet wird. Billig muss es sein, basta.

Schlachten, egal was, im Akkord für ein paar Cent. So sieht’s aus!

Und plötzlich kommt etwas wieder auf den Tisch, was unsere sich gerne reden hörende Bundesverbraucherministerin, Frau Ilse Aigner, noch vor nicht allzu langer Zeit als völlig abwegig vehement abgewiesen hatte, eine erweiterte Kennzeichnung der Herkunft unserer Lebensmittel, auch in Tiefkühl- und Fertigprodukten. Frau Aigner redet viel und gerne, nur das Gerede in die Tat umzusetzen, darauf warte ich zumindest, seit sie in Amt und Würde ist.

Die Suche nach Schuldigen indes gerät immer mehr zu einer unkontrollierbaren Rasterfahndung, die Blöden werden aufgedeckt, die Schlauen werden so weiter machen, wie bisher. Und wenn es um den CDU-Bundestagsabgeordneten Hartwig Fischer geht, sollen sich die Armen dafür bedanken müssen.

Was mir die Tränen in die Augen treibt ist die Tatsache, dass die wegzuwerfenden Lebensmittel möglicherweise absolut essbar und qualitativ hochwertig sind, aber das muss vor Lieferung an Arme geprüft werden! Dass nicht nur Pferde unter „unmenschlichen“ Bedingungen als Schlachtvieh verschachert werden, und dass nach wie vor alle 5 Minuten ein Mensch auf unserer Welt den Hungertod stirbt. Warum?

 

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