Die katholische Kirche, ein Glaubensbekenntnis in Schieflage

Die katholische Kirche, ein Glaubensbekenntnis in Schieflage

Ich traute meinen Ohren nicht, gestern Abend, wieder mal bei Günther Jauch. Durchschnittlich mehr als 100.000 Gläubige treten jährlich aus der katholischen Kirche aus, nach der gestrigen Talk-Sendung schätze ich, dass diese Zahl progressiv nach oben ausschlagen wird, insbesondere dank Martin Lohmann. Da wird eine Frau mit K.O. Tropfen handlungsunfähig gemacht, höchst wahrscheinlich vergewaltigt und findet da, wo sie gepredigt wird, alles, nur keine Nächstenliebe. Und da setzt sich einer in eine Talkrunde, um dieses Vorgehen in einer Art zu verteidigen, dass mir die Spucke wegbleibt.

Martin Lohmann, der Chefredakteur des privaten katholischen Senders K-TV, erzählt uns allen Ernstes, dass das, was sich da in Köln abgespielt hat, dem theologischen Grundgedanken nach so und in keiner anderen Art und Weise richtig zu sein schien. Die Pille danach tötet Leben. Er erntet immerhin unverständliches Gelächter für das, was er meint vortragen zu müssen. Dieser Mann ist Vater einer Tochter! Und auf die berechtigte Frage von Günther Jauch, was er täte, wenn Derartiges seiner Tochter geschehen würde, weicht er beleidigt aus, bleibt aber dabei. Er würde das mit seiner Frau durchstehen. Und die Tochter?

Der unsägliche Missbrauchsskandal, dessen voll umfängliche Aufklärung von der katholischen Kirche abrupt gestoppt wurde, Vergewaltigungsopfer, die in kirchlichen Krankenhäusern nicht behandelt werden, scheinheilige und völligst weltfremde Kampfkatholiken, die alles dafür tun, Unverständnis sogar in eigenen Reihen hervorzurufen. Wenn es nicht obendrein noch für manche zu teuer wäre, aus der katholischen Kirche auszutreten, wären es wahrscheinlich sehr viel mehr.

Die Kirche ist der zweitgrößte Arbeitgeber in Deutschland. Da wird Angestellten gekündigt, weil sie sich scheiden lassen oder sie werden gar nicht erst eingestellt, es sei denn, sie treten diesem Verein bei. Die Kirche darf tun, was sie will. Dass die vielen kirchlichen Einrichtungen teils zu 100 % vom Staat finanziert werden, wissen wenige. Der Staat scheint sich damit abgefunden zu haben, unsere Steuergelder in die Kirche reinzupumpen, ohne dafür ein Mitspracherecht zu bekommen. Sie ist halt einfach, diese Aufgabenverteilung.

Und dann teilte uns Martin Lohmann zu allem Übel noch sehr neumodisch mit, dass die katholische Kirche Homosexuelle nicht etwa nicht mag, es sei denn, die leben ihre Sexualität aus. Also, wenn schon homosexuell, dann doch gefälligst heimlich. Es gebe doch schließlich genügend Tricks, kirchliche Vorgaben zu umgehen, übrigens auch, was Scheidung anginge. Heuchel heuchel heuchel.

 

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