Die katholische Kirche missbraucht ihre Macht

Die katholische Kirche missbraucht ihre Macht

Bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Skandals um Kindesmissbrauch in katholisch kirchlichen Einrichtungen hat man offensichtlich im guten Glauben an das Recht vergessen, wer das Sagen hat. Das ist und bleibt die mächtige katholische Kirche. Es ist eine Diktatur. Alles, was an die Öffentlichkeit gelangt, wird vorher zensiert. Das Ganze hat den Anschein, als ob sich viel mehr dahinter verstecken könnte, als geahnt. Oder warum wird das scheinheilig in Auftrag gegebene Projekt adhoc gestoppt. War da noch was?

Zahlreiche Opfer, die sich Hoffnungen gemacht haben, wenigstens ein bisschen Vergeltung von Seiten derer zu erfahren, die ihnen einen Großteil ihres Glaubens und ihres Lebens genommen haben, müssen mit ansehen, wie alles, was bisher getan wurde, zunichte gemacht wird, und zwar von Seiten der „Schuldigen“. Die können das, die haben die Macht.

Angeblich wegen Zerwürfnissen mit dem Leiter des Forschungsprojektes, Christian Pfeiffer, will sich die Kirche einen neuen Partner für die Aufklärung der Missbrauchsvorwürfe suchen (kaufen?). Das hat einen mehr als faden Beigeschmack. Bis hierher und nicht weiter? Was wird vertuscht? Warum gilt der Rechtsstaat in kirchlichen Einrichtungen nicht?

Christian Pfeiffer vom kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen gibt nicht auf. Er will seine Arbeit fortsetzen und kämpft für die vollständige Offenlegung aller Details. Seine Bitte an die Opfer, sich nicht erneut von Vorgesetzten ihrer ehemaligen Peiniger kleinkriegen zu lassen, wird hoffentlich mutig erhört. Denn es gehört Mut und Wille für eine Opposition gegen Teile der Kirche und der Macht unabdingbar zu einer voll umfänglichen Aufklärung dazu.

Die „Neuen“, die es nun für den Ruf der Kirche richten sollen, könnten vorab in Nordkorea Ansichtsunterricht nehmen, denn scheinheiligem Entsetzen über das, was da an Grausamkeiten vor sich ging, ist von oben diktierter Gehorsam gewichen. Eine schallende Ohrfeige für alle, die sich getraut hatten, mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen, um zu verhindern, dass so etwas jemals anderen widerfahren muss. Was hat die Kirche zu beichten?

 

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