Wikileaks gegen den Rest der Welt

Wikileaks gegen den Rest der Welt

92 000 Dokumente des Grauens. Wikileaks deckt Missstände und Ungereimtheiten zum Afghanistankrieg auf, ohne jedoch die Quellen dieser Dokumente zu nennen. Fakt ist, dass die Videos und Aufzeichnungen echt sind und dass die Streitkräfte sehr viel mehr Kompetenzen innehaben, als uns bisher vorgegaukelt wurde. Die Dokumente belegen auch die Existenz einer US-Elitetruppe zur Liquidierung von Taliban-Anführern. WikiLeaks gab das Material vor wenigen Wochen an das Hamburger Nachrichtenmagazin „Spiegel“ sowie die „New York Times“ und „The Guardian“ weiter.

Die für das Internet bestimmte Sammlung von 92 000 Militärdokumenten offenbart das Wiedererstarken der Taliban im Krieg gegen die Isaf-Schutztruppe. Die US-Einheiten und deren Verbündete verlieren in dem seit knapp neun Jahren andauernden Krieg am Hindukusch zunehmend an Boden – ihre Sicherheitslage ist prekär. Sie verschlechtere sich auch im Norden des Landes, wo deutsche Soldaten im Einsatz sind.

Für weltweites Aufsehen hatte Wikileaks zuletzt im April gesorgt. Damals veröffentlichte es unter dem Titel „Collateral Murder“ ein Schwarz-Weiß-Video der US-Streitkräfte aus dem Jahr 2007. Aufgenommen aus einem amerikanischen Kampfhubschrauber, werden die Zuschauer Zeugen, wie mehrere Männer in den Straßen Bagdads von der US-Besatzung des Helikopters auf offener Straße erschossen werden, darunter auch zwei Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters.

Angeblich hielten die Soldaten damals die Männer für Aufständische, auf den Bildern kann man jedoch Waffen nicht eindeutig erkennen. Das hätte also nicht zu einem Beschuss führen dürfen. Die ebenfalls aufgezeichneten Wortwechsel zwischen den Soldaten zeugen von Macht- und Schießwut.

Der 39-jährige Australier Julian Assange, Hauptgründer von Wikileaks, ist das einzige mit richtigem Namen benannte Gesicht bei Wikileaks. Es gibt andere, die unter Pseudonymen erscheinen und dann natürlich viele, die überhaupt nicht in Erscheinung treten. Das hat einen guten Grund, die Mitarbeiter müssen geschützt werden. „Die ganze Obskurität von Wikileaks hängt nur damit zusammen, dass wir versuchen, die Überwachung unserer Personen möglichst schwierig zu machen. Es soll niemand so einfach unsere Informanten finden oder unsere Kommunikation überwachen.“

Schließlich können auf der Seite anonym Dokumente hochgeladen werden, die ansonsten vermutlich kaum veröffentlicht würden. Darunter E-Mails der US-Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin, Akten aus dem US-Gefängnis Guantanamo auf Kuba oder Unterlagen, die zeigen sollen, wie einige Kunden der Schweizer Privatbank Julius Bär über die Niederlassung des Geldhauses auf den karibischen Kaiman-Inseln Steuerhinterziehung und Geldwäsche betrieben haben.

Das Weiße Haus hat die Enthüllungen scharf kritisiert. Der nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Barack Obama, James Jones, zeigte sich empört. „Die USA verurteilen aufs Schärfste die Veröffentlichung von Geheiminformationen durch Einzelne oder Organisationen, durch die das Leben von Amerikanern und deren Verbündeten gefährdet und die nationale Sicherheit bedroht wird.“

Ich weiß nicht, was gefährlicher ist: Diesen Krieg weiterhin zu verharmlosen und der Welt vorzuspielen, dass  gesetzte Ziele erreicht würden, oder mittels dieser Wikileaks-Informationen aufzurütteln, um dem Schrecken ein Ende zu bereiten. Dazu fehlt mir definitiv das Wissen.

Ich hab‘ da nur so ein komisches Bauchgefühl …



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