Annette Schavan’s Doktortitel ist futsch, bedeutet das Rücktritt?

Annette Schavan’s Doktortitel ist futsch, bedeutet das Rücktritt?

Vor 30 Jahren galten noch andere Gesetze, heißt es von kompetenter Seite, da war eine solche Doktorarbeit Standard. Das stimmt so nicht ganz. Vor 30 Jahren gab es noch nicht die Möglichkeiten zur Aufdeckung von Plagiaten oder Kopien, die es in der heutigen Zeit gibt. Vor 30 Jahren hat auch noch jeder in jedem Büro, in öffentlichen Räumen, in S- und U-Bahn geraucht, vor 30 Jahren konnten Schulkinder noch Kinder sein, vor 30 Jahren war das ganze Miteinander noch viel menschlicher. Eine prominente Politikerin fährt gerade Achterbahn, und dass sie tatsächlich vorsätzlich „gespickt“ hat bei ihrer Doktorarbeit, das muss jetzt wie auch immer nachgewiesen werden. Wie dem auch sei, die Universität Düsseldorf hat ihr den Doktortitel aberkannt. Annette Schavan wird dagegen klagen, und noch gilt schließlich die Unschuldsvermutung. In dubio pro reo!

Dennoch sind ihr Ruf und ihr Image deutlich angeschlagen und der Personenschutz der Kanzlerin geht sicher nicht soweit, dass deren Arbeit mit dieser Bildungsministerin behindert werden wird. Selbstverständlich ist diese Affaire ein gefundenes Fressen für die Opposition und selbstverständlich geht sofort das große Geschrei nach Annette Schavan’s Rücktritt los. Nichts anderes war zu erwarten. Im großen Wahljahr ist jeder Partei jedes Mittel recht, um die anderen zu schwächen.

Die Frau ist klug und die Frau ist loyal. Sollten sich die Vorwürfe erhärten oder sollte es sich rausstellen, dass sie der Partei ob ihrer verlorenen Reputation in Wissenschafts- und Forscherkreisen schadet, wird sie ohne Rücksicht auf ihre enge und freundschaftliche Beziehung zur Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren Rücktritt einreichen. Sie wird jedenfalls eine große Lücke aufbrechen, denn auch wenn sie schon immer im Hintergrund die Fäden gezogen hat, war sie als Ratgeber und Gesprächspartner sehr wertvoll.

Mich würde interessieren, von welcher Partei eigentlich diese Hetzjagd ausgeht, denn wie schon bei Guttenberg würde es mich nicht wundern, dass die Aufdeckungsplattform politisch oppositionell angesiedelt ist. Vor 30 Jahren war ein Wahlkampf auf jeden Fall fairer. Die Aufgabe, die im Falle eines Rücktritts von Annette Schavan auf das Kabinett der Kanzlerin zukommt, ist eine große und absolut unpassend in die Zeit. Gibt es doch sehr viel wichtigere Themen, um die es sich zu kümmern gilt.

Das kleine Zeitfenster dafür würde durch eine Hauruck-Kabinettsumbildung quasi aufgefressen und auf zielführende und wichtige politische Themen fördernde Ratschläge der Frau Doktor a.D. müsste Angela Merkel zudem verzichten.

 

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