Die große Last der Fußballprofis

Die große Last der Fußballprofis

Heute vor einem Jahr stürzte sich Robert Enke vor einen Zug und setzte seinem Leben ein jähes Ende. Der Druck auf die Spieler seitens der Medien, der Vereinsbosse und nicht zuletzt der Druck, den sich so mancher selbst aufbürdet, gilt es ohnehin schon mit einer starken Physis zu überwinden. Begehrte Fußballer haben es nicht leichter, sich diesem enormen Druck zu widersetzen, denn die dürfen sich erst Recht keine Fehler leisten, um nicht vor aller Öffentlichkeit und von allen Seiten „verrissen“ zu werden. Verständnis ist ein Fremdwort in dieser Glitzerwelt der Stars. Robert Enke war zudem depressiv, die Liebe und Zuneigung seiner Frau konnten diesem Menschen trotz starker Wärme nicht helfen. Menschliche Schwächen unter den Fußballmillionären darf es nicht geben.

Da passt gerade ins Bild, dass Mario Gomez schwule Spieler dazu ermutigt, sich zu outen, damit sie dann besser und freier aufspielen können. Die großen und die kleinen Fußballvereine sehen es am liebsten, wenn die meist jungen Spieler im herkömmlichen Sinn vergeben sind, damit sie nicht auf dumme Gedanken kommen und sich auf ihren Sportlerberuf umso besser konzentrieren können. Und so ist es in der Tat so, dass beinahe alle Fußballspieler bereits lange liiert oder in diesen jungen Jahren gar schon verheiratet sind.

Wehe dem, der glaubt, das läge nur am Geld. Aber was passiert eigentlich mit denen, die nicht in dieses extrem konservative Muster reinpassen und trotzdem gute Fußballspieler sind? Dürfen die es sich leisten, „anders“ zu sein?

„Es ist nicht zu erkennen, dass nach neuem Spielraum für verantwortungsvollere Führung und respektvolleren Umgang auch nur gesucht wurde, falls es ihn in einem System, das Helden produzieren will, überhaupt gibt – und in dem schon alltägliche Niederlagen kaum ertragen werden und menschliche Schwächen weiterhin nicht vorgesehen sind“.

Ein knallhartes Geschäft verlangt knallharte Profis und keine Menschen. Was zählt, sind Punkte, Macht und Geld. Der Fall Robert Enke sollte aufgerüttelt haben, das hat er nicht. Fleischgewordene Kampfmaschinen, die zuverlässig ihr Repertoire runterspielen, die keine Fehler machen und die zusätzlich vor den Medien höchstprofessionelle Statements abgeben, ohne einen Hauch von Emotion und Tiefe, damit verdient man Geld und Ansehen, alle anderen werden aussortiert und geächtet. Ebenso die Schwulen. Daher kann man Diejenigen, die sich geoutet haben, an einer Hand abzählen. Und siehe da, man sieht sie nicht mehr auf den Fußballplätzen.

Gomez, der seit über 6 Jahren mit seiner Freundin liiert ist und ein zurückgezogener Familienmensch ist, hat Recht, doch das Geld hat Rechter.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.