Die Zielmarke „Endlösung“ war schon sehr früh erkennbar

Die Zielmarke „Endlösung“ war schon sehr früh erkennbar

„Das Amt und die Vergangenheit – Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik“

Der Einsatz der Historikerkommission zur Aufarbeitung und Erforschung der Verbrechen und Verstrickung des Auswärtigen Amtes in der Zeit des Nationalsozialismus durch den damaligen Außenminister Joschka Fischer war notwendig und längst überfällig, wobei auch vor der Aufbereitung unserer Geschichte durch diese Kommission bekannt war, dass sich dabei Dinge bewahrheiten könnten, die so bereits vermutet wurden und leider vielen bekannt waren und sind. Das Auswärtige Amt war viel tiefer in den Holocaust verstrickt als bisher angenommen und hat nach 1945 erheblichen Aufwand betrieben, dies zu vertuschen. „Das Auswärtige Amt war an allen Maßnahmen der Verfolgung, Entrechtung, Vertreibung und Vernichtung der Juden von Anfang an aktiv beteiligt“, sagt der Marburger Historiker Eckart Conze.

Viele derer, die angeblich nichts gewusst haben, was in unseren Köpfen bis heute so verankert ist (jetzt war), haben aktiv an Hitlers Vernichtungsapparat mitgewirkt und wussten genaustens Bescheid. Das Märchen, dass, entgegen der vom Auswärtigen Amt selbst nach 1945 verbreiteten Deutung,  die Diplomaten des Auswärtigen Amtes nach Hitlers Machtantritt auf ihrem Posten ausharrten, um das Schlimmste zu verhindern, und sich gegenüber dem NS-Regime abschirmten, ist eine entsetzliche Lüge. Die hohen Herren unternahmen sog. Dienstreisen, über deren Zweck sie genaustens im Bilde waren, was sie keineswegs abgeschreckt hat. So fanden die Historiker Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes und Moshe Zimmermann bei ihrer Akteneinsicht im Politischen Archiv in Berlin eine Reiseabrechnung des Leiters des sogenannten Judenreferats im Auswärtigen Amt, Franz Rademacher, in der als Grund einer Dienstreise von Berlin nach Belgrad und Budapest vermerkt ist: „Liquidation von Juden in Belgrad und Besprechung mit ungarischen Emissären in Budapest“. Wie die Autoren ebenfalls herausfanden, gehörte von Mitte der dreißiger Jahre bis Kriegsausbruch 1939 zur Ausbildung der Attachés nicht nur ein Besuch bei Adolf Hitler auf dem Obersalzberg, sondern auch des Konzentrationslagers Dachau.

In einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (F.A.S.) sagte Fischer: „Ich las den Bericht und war zunehmend immer mehr entsetzt.“ Besonders empört sich der ehemalige Außenminister über die Rolle der „zentralen Rechtsschutzstelle“ des Ministeriums. Diese sei „einer der größten Skandale“ gewesen. Fischer sagte der F.A.S.: „Tatsächlich scheint es sich dabei um eine Täterschutzstelle gehandelt zu haben.“ So seien Listen von im Ausland gesuchten Kriegsverbrechern angefertigt und verteilt worden, damit keiner von ihnen dorthin fahre, wo ihm Verhaftung oder Verurteilung gedroht hätten.

Noch lange nach dem dem Krieg waren viele hohe Nazi-Diplomaten und NS-Verbrecher in leitenden Funktionen tätig. Da gibt es in Deutschlands sehr jungen Historie z.B. den gleichsam erschütternden wie unverständlichen Versuch des ehemaligen Bundespräsidenten Richard v. Weizsäcker seinen Vater Ernst von Weizsäcker, seines Zeichens SS-General, höchster Würdenträger des dritten Reiches und Befürworter der Naziidiologie und damit Mitverantwortlicher des Holocaust, reinzuwaschen. Richard von Weizsäcker nannte das Urteil gegen seinen Vater, der wegen seiner aktiven Mitwirkung bei der Deportation französischer Juden nach Auschwitz und damit wegen eines Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 5 Jahren Haft verurteilt wurde, „historisch und moralisch ungerecht“. Keine Angst, ein gutes Jahr später wurde der Vater aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg wieder freigelassen im Zuge einer Generalamnestie, auch das ist nichts Neues. Im Zuge einer Generalamnestie wurden aus Gründen, die es für die Nachfahren und deren Nachfahren usw. nachzuvollziehen gilt, viele Kriegsverbrecher freigelassen, die damals wie heute ihr Unwesen und ihre Ideologien weiter treiben.

Das mit dem Vater von Richard von Weizsäcker ist ein prominenter Fall, daher wird er aufgeführt. Wieviele Fälle dieser Art es gab und gibt, wird aus dem Bericht der von Joschka Fischer initiierten und eingesetzten Kommission jetzt bekannt, die Bestürzung und Blauäugigkeit kann ich nicht nachvollziehen, die Zeichen sind heute noch sicht- und bemerkbar. Holocaustleugner haben in bekannten Schichten Hochkonjunktur. Trotzdem ist dieser Aufkärungsbericht von großer Wichtigkeit und Bedeutung und hoffentlich ein weiteres Dokument zum Schutze gegen die kriminellen und beängstigenden Verblödungstheorien vieler Unbelehrbarer.

Die Deutschen hatten nach dem Imagepush Fußball-Weltmeisterschaften, Lena, Kanzlerin, Herta Müller, Wowereit und Westerwelle, etc. geglaubt, jetzt langsam stolz auf ihr Land sein zu dürfen, weit gefehlt. Jetzt geht’s erst richtig los. Und die noch lebenden Zeitzeugen, die nichts gewusst hätten, möchte ich hier und heute nach dem Aufklärungsbericht gerne noch einmal dazu befragen. Die Ausreden und Lügenmärchen wurden Schwarz auf Weiß zunichte gemacht. Die Geschichtsbücher müssen umgeschrieben werden. Eine schreckliche Wahrheit.

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