Die vergessene Mittelschicht

Die vergessene Mittelschicht

Beachtet in Politik, sozialem Interesse und bei den Finanzen sowohl in Kommunen als auch beim Fiskus, und gerade jetzt nach der neuen Bafög-Entscheidung bei den Studenten, werden seit einiger Zeit nur noch diejenigen, die entweder „sehr arm“ oder eben „sehr reich“ sind. Diejenigen, die gerade so mit ihrem Geld auskommen, die zuviel verdienen für staatliche Förderungen, jedoch zu wenig, um die Sprösslinge mit eigenen Mitteln studieren lassen zu können, gehören einer vergessenen Spezies an, um die sich niemand bemüht. Aber dass gerade diese Mittelschicht den größten Teil aller Steuergelder für die großzügige Streuung derselbigen beisteuert, scheint niemanden zu interessieren.

Die Entscheidung über die Erhöhung des Bafögs rückwirkend zum 1. Oktober ist gut, aber meiner Ansicht nach ungerecht. So erhalten Kinder aus sozial schwachen Familien, egal wie viele es sind, dieses Bafög, um in den Genuss eines Studiums zu gelangen. So erhalten Kinder aus wohlhabenden Familien nichts, was auch gerecht ist. Was aber machen diejenigen, die aus Familien kommen, deren Einkommen zu hoch ist für den Bezug von Bafög, jedoch viel zu gering ist, um sein Kind, oder gar seine Kinder, studieren zu lassen? Diese werden in allen Berechnungen und Statistiken nicht mit eingerechnet, die müssen, wie ihre Eltern auch, alles selbst dazu verdienen, um voran zu kommen. Natürlich ist nichts daran auszusetzen, dass ein Student, eine Studentin, dazu verdienen.

Das verdiente Geld dürfen Bafög Empfänger jedoch meist für Freizeitgestaltung, Hobbies, Parties und was Studierende eben so tun, ausgeben, wo hingegen die Studierenden aus der Mittelschicht dieses verdiente Geld benötigen für Miete, Essen, Kleidung und Unterrichtsmaterialien. Das ist für das derzeit herrschende Thema „Fachkräftemangel“ mehr als kontraproduktiv.

Angesichts der straffen Stundenpläne, die heutzutage durch die Vielfalt an Studienrichtungen vorgegeben sind, kann dies nicht gutgehen. Es geht auch nicht gut. Und so kommen nur zwei von drei Studenten ans Ziel. Das ist volkswirtschaftlicher Irrsinn. Deutschland braucht künftig mehr Hochschulabsolventen denn je. Da müssen auch Bedingungen her, die ein Studium studierbar machen. Zum Beispiel durch zinslose Studienkredite, die erst später dann, mit gutem Gehalt, zurückzuzahlen sind.

Wenn man eigene Ressourcen anzapfen will, muss man diese pflegen, damit sie gedeihen. Solange es uns nicht gelingt, die Bedingungen so zu gestalten, dass es sich lohnt, Fachkraft zu werden, solange darf sich niemand beschweren über den Import von qualifizierten Kräften. Übrigens, die Mittelschicht und der Mittelstand tragen über 80 % zu unserer Volkswirtschaft und zu unserem Bruttoinlandsprodukt bei.

Alleine die gerade verabschiedeten 150.000,00 € an den HRE Bänker Georg Funke hätten es verdient, in unsere Zukunft, also unsere Kinder, investiert zu werden.

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