Made in China, das Markensiegel der Erpressbarkeit

Made in China, das Markensiegel der Erpressbarkeit

Die globale Welt hat ja nun mal den Vorteil, sich das Beste und Billigste rauspicken zu können für die Steigerung seines eigenen Wohlstandes. In China setzte und setzt man auf diesen Trumph in der Hand und ist sich seines Standes in der globalen Weltwirtschaft sicher, zu sicher?

China ist empört über das Verhalten derjenigen, die es sich erlaubt haben, Herrn Liu Xiaobo den Friedensnobelpreis zu verleihen und zeigt sogleich und auf der Stelle, dass keiner China jemals in die eigene Suppe spucken wird. Nach der Bekanntgabe des neuen Preisträgers am Freitag reagierte China mit der Festnahme von Dutzenden Dissidenten. Die Frau von Liu, Liu Xia, wurde in Begleitung der Polizei abgeführt aus ihrer Wohnung und musste Peking verlassen. Angeblich ist sie unterwegs zum Gefängnis von Jinzhou, zu Ihrem Mann. Bestätigen konnte und kann das keiner, bisher weiß niemand etwas über ihren Aufenthaltsort, sie gilt „unter Freunden“ als verschwunden.

Nach der Verkündung des Friedensnobelpreises hatten sich am Freitag rund 100 Anhänger vor der Wohnung der Ehefrau in Peking versammelt. Dutzenden Polizisten hinderten sie aber am Verlassen des Hauses. Mindestens 20 Aktivisten wurden bereits am Freitag festgenommen, mehrere weitere berichteten am Samstag, sie seien in Gewahrsam genommen oder unter Hausarrest gestellt worden. Darunter ist der Dissident Qi Zhiyong. Er sagte der dpa, er habe am Freitag seine Wohnung verlassen wollen, um die Preisverleihung mit anderen zu feiern, die Polizei habe ihn jedoch daran gehindert. Der Menschenrechtsanwalt Tang Biao twitterte, die Polizei habe ihn am Samstag in ein Auto verfrachtet und weggebracht. Danach war Funkstille. Auch über Handy war er nicht mehr erreichbar. Auch zahlreiche andere Aktivisten beantworteten Mobilanrufe nicht mehr.

Dennoch hofft Liu Xia, die Auszeichnung im Dezember in Oslo entgegennehmen zu können. Liu wird zu diesem Zeitpunkt der einzige Friedensnobelpreisträger hinter Gittern sein. Seine birmanische Kollegin Aung San Suu Kyi, die 1991 mit dem Nobelpreis geehrt wurde, könnte am 13. November aus dem Hausarrest entlassen werden, eine Woche nach der ersten Parlamentswahl in der Militärdiktatur seit zwei Jahrzehnten.

Ein Kommentar stach mir ins Auge. Der Leser sagt: „Hier hilft nur eines, Aufrüsten und sich wirtschaftlich gegen China Abschirmen, denn tut man dies nicht und belässt es bei dieser lächerlichen, friedensverrückten Empörung, so dürfte man sehr bald der überlegenen Wirtschaftskraft Chinas eben so erliegen wie seiner gewaltigen staatlichen und kriegerischen Macht; und zu glauben solche Schreiberlinge, wie es der Geehrte nun mal ist, könnten die Herrschaft der konfuzianischen Technokraten in China erschüttern ist lächerlich; spätestens als diese 1989 die Panzer in die Schlacht gegen die Studentenköpfe in Peking warfen, sollte auch dem letzten weichherzigen Träumer bewusst geworden sein, dass man es hier nicht mit Engländern zu tun hat und selbst wenn man den Abgott der Friedensverrückten, den Inder Gandhi, nach China entsenden würde, könnte dieser doch nichts ausrichten gegen die Herrschenden; und nein: Ein Hungerstreik im Gefängnis vermag Chinas Regierung nicht in ihrer Seelenruhe zu erschüttern; man ist also gut darin beraten dringend sein Heer auf Kriegsstärke zu bringen und alle wirtschaftlichen Verbindungen zu China zu kappen; in jedem anderen Fall untergräbt der Handel den Widerstandswillen des Staates, zumal in China Zustände herrschen, die den Händlern, Geldverleihern und Fabrikbesitzern zusagen dürften; aber man kann auch weiterhin der Entrüstung frönen.“

Hat die Welt den Mut, Made in China abzuschaffen? Und was wäre, wenn? Wieviele Menschen werden aktuell die Rache Chinas zu spüren bekommen, es sei denn, sie kuschen? Wenn in Peking der „Platz des himmlischen Friedens“ ist, was passiert dann auf all den anderen Plätzen? 1989, bei dem Massaker am Tianmen-Platz, Platz des himmlischen Friedens in Peking, fielen hunderte Anhänger der chinesischen Demokratiebewegung der chinesischen Armee zum Opfer. Mit Panzern und Dum-Dum-Geschossen ging die Volksbefreiungsarmee brutal gegen chinesische Studenten und Arbeiter vor, die politische Reformen und eine Demokratisierung des Landes forderten. Begonnen hatten die Proteste nach dem Herzinfarkt und Tod des Politikers Hu Yaobang am 15. April 1989. Er war in der chinesischen Führung für politische Reformen eingetreten. Wochen der öffentlichen Proteste von Studenten und Arbeitern in mehr als 130 chinesischen Städten schlossen sich an, bevor sich die in der Bewertung der Demonstrationen zerstrittene Führung der Kommunistischen Partei entschied, das Aufbegehren um jeden Preis niederzuschlagen. Bis heute ist das wahre Ausmaß des Gemetzels auf dem Platz des Himmlischen Friedens und auf anderen Pekinger Straßen nicht bekannt. Die Tiananmen-Mütter, eine Vereinigung von mehr als 130 Angehörigen der Opfer des Blutvergießens, dokumentierte den Tod von 155 Menschen. Außerdem recherchierte die Selbsthilfeorganisation die Namen von 65 Verletzen. Doch vermutlich ist die Zahl der Getöteten und Verletzten weitaus höher, da viele Betroffene es aus Angst vor Repressalien nicht wagten, sich bei den Behörden nach dem Verbleib ihrer verschwundenen Angehörigen zu erkundigen.

Da ist es nur allzu verständlich, dass auch heute die Stimmen verstummen. Die Angst ist da und allgegenwärtig.


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